Wie kann man gut leben? Das ist eine Frage, über die unsere Mitmenschen seit Jahrhunderten nachdenken. Aus dieser einfachen Frage heraus sind viele Philosophien und Religionen entstanden.

Aber keine Philosophie vermag die Ideen für ein gutes Leben besser praktisch zu erklären als der Stoizismus.

Auch der Kaiser-Philosoph Marcus Aurelius, einst der mächtigste Mann der Erde, war ein Anhänger des Stoizismus. Marcus schrieb eine Sammlung von Gedanken, Ideen und Regeln für das Leben in dem, was später als Meditation veröffentlicht wurde.

Er schrieb die Dinge in diesem Buch für seinen eigenen Gebrauch. Er praktizierte die Philosophie des Stoizismus. Ich habe das in The Inner Citadel von Pierre Hadot gelesen, einem Buch das Meditationen analysiert. In diesem Buch las ich auch, dass Marcus 3 Regeln für das Leben hatte, die in allen Meditationen zu finden sind.

Hadot identifiziert die 3 Regeln für das Leben des Marcus Aurelius als die folgenden Konzepte: (1) Urteilsvermögen (2) Begehren (3) Handlungsimpuls.

Als ich The Inner Citadel las, hatte ich Schwierigkeiten zu begreifen was Hadot mit diesen drei Konzepten meinte. Er sagt uns nicht was wir mit diesen Informationen tun sollen. Er sagt nur, dass das Werk von Marcus Aurelius von drei Regeln beherrscht wurde, die auf Urteilsvermögen, Begehren und einem Handlungsimpuls beruhen.

Denn wenn ich von “Regeln für das Leben” spreche, denke ich an Richtlinien. Ich denke an “tu dies” und “tu das nicht”. Ich wende diese Art von Regeln in meinem Leben ständig an. Ich betrachte Regeln als Abkürzungen, die das Leben einfach machen.

Auf diese Weise möchte ich die Arbeit von Hadot nicht bagatellisieren. Tatsächlich halte ich seine Analyse der Philosophie für die beste, die ich je gelesen habe. Seine Schlussfolgerungen über Stoizismus und Philosophie sind treffend. Und wenn du den Stoizismus studieren möchtest, empfehle ich dir Hadots Werk. Aber es ist keine leichte Lektüre.

Deshalb verfasse ich die 3 Regeln für das Leben des Marcus Aurelius, wie sie von Pierre Hadot gefunden wurden, in diesen Artikel zusammen. Hier sind sie:

Regel 1: Strebe Nach Reiner Beurteilung Der Ereignisse

”Suppress the value-judgment (which you add), and the ‘I’ve been hurt’ is also suppressed. Suppress the ‘I’ve been hurt,’ and the harm is suppressed.” (Book IV, 7)

Wir müssen dieses Zitat in einen Kontext stellen. Marcus erkannte, dass wir über alles Urteile fällen. Aber anstatt ein reines Urteil zu fällen, fällen wir Werturteile.

Wir fügen unserem Urteil eine persönliche Wendung hinzu. In dem obigen Beispiel spricht Marcus davon, wenn dir etwas Schlimmes passiert. In diesem Fall kannst du sagen: “So und so ist es mir passiert. Und das hat mich verletzt”.

Der letzte Satz ist der Teil mit dem Werturteil. Wenn du also diesen letzten Teil fallen lässt, lässt du nicht zu, dass das Schlechte auf dich einwirkt. Das Ereignis ist lediglich geschehen. Ende.

Sagen wir du verlierst deinen Job. Was ist schlimmer? Das eigentliche Ereignis deinen Job zu verlieren? Oder du machst dir Sorgen, dass du nie einen neuen Job finden wirst. Natürlich ist es der letzte Teil die Sorge.

Wenn du so ein Urteil fällst und den Ereignissen einen Sinn gibst, dann ist das kein reines Urteil. Also denk daran, alles was dir passiert, als das zu betrachten was es ist.

Hat dein Partner dich betrogen? Bist du krank geworden? Hast du Geld verloren? Haben sich die Leute über dich lustig gemacht? Sind sie dir in den Rücken gefallen?

Die Ereignisse selbst können dir nichts anhaben wenn du sie nicht zulässt. Strebe daher nach reinen Urteilen über die Ereignisse.

Ist etwas passiert? Gut. Tu etwas oder mach weiter.

Regel 2: Begehre Nur Was In Deiner Kontrolle Ist

“Love only the event which comes upon us, and which is linked to us by Destiny.” (Book VII, 57)

In seinen Meditationen wiederholt Marcus immer wieder vor sich selbst, dass die meisten Dinge im Leben außerhalb seiner Kontrolle liegen. Er erkannte, dass das Leben unberechenbar ist. In 2000 Jahren hat sich daran nichts geändert.

Scheiße passiert dir die ganze Zeit. Anstatt es zu verübeln oder sich ein anderes Leben zu wünschen, arbeite mit dem was du hast. Wir alle kennen diesen Ratschlag.

“Wenn dir das Leben Zitronen gibt, mach Limonade”, so lautet die überstrapazierte Plattitüde. Marcus geht noch einen Schritt weiter. Anstatt das Beste aus dem zu machen was mit dir passiert  —  LIEBE es.

Er wusste, dass die meisten Dinge die wir uns wünschen außerhalb unserer Kontrolle liegen. Schau dir an was du begehrst. Mehr Geld? Ein beliebter Channel? Einen besseren Job? Ein neues Auto?

Oder vielleicht, dass dein Partner dich immer lieben wird? Dass du immer deine Freunde behältst?

Er wünscht sich nichts von all dem. Er wünschte sich nur das was unter seiner Kontrolle ist oder was mit ihm passiert. Er hatte Vertrauen in etwas das größer war als er selbst. Was ihm passierte geschah aus einem bestimmten Grund.

Die meisten Dinge im Leben die passieren liegen nicht in deiner Hand. Und Marcus erkannte das wie kein anderer. Begehre nur was in deiner Kontrolle liegt.

Regel 3: Handle Nach Dem Gemeinwohl

”In the first place: nothing at random, and nothing unrelated to some goal or end. Second, don’t relate your actions to anything except an end or goal which serves the human community.” (Book XII, 20)

Entferne die Impulse aus deinem Leben. Mache deine Handlungen zielgerichtet und verschwende deine Energie nie mit Unsinn. Habe ein Ziel.

Das ist es was Marcus in dem obigen Zitat sagt. Für viele klingt das nach zu viel Kontrolle.

Das kann sein. Wenn die Menschen ihre Zeit auf dieser Erde verschwenden wollen, lass sie. Marcus hat sich nicht um diese Leute gekümmert. Und du solltest das auch nicht.

Wir sind aus einem bestimmten Grund hier: Um die Dinge besser zu machen.

Und das ist der Grund warum sich so viele Menschen zu den Schriften des Marcus Aurelius und anderer Stoiker hingezogen fühlen. Sie wollten die Welt zu einem besseren Ort machen.

Ich kann mir kein schöneres Ziel als dieses vorstellen. Es liegt nun an uns diese Philosophie am Leben zu erhalten. Und das kannst du nur tun indem du diese 3 Regeln für das Leben in die Praxis umsetzt.