12 Minutes17. August 2020
Vergiss Motivation - Wenn Du Gewohnheiten Aufbauen Willst, Ändere Deine Identität

Jeder will in etwas besser werden.

Heute stellst du eine Liste von Dingen zusammen die du morgen tun wirst:

Ich werde in Form kommen. Ich werde keinen verarbeiteten Zucker mehr essen. Ich werde anfangen jeden Tag zu schreiben. Ich werde mehr lesen. Ich werde mit meinem Side Hustle Projekt beginnen. Ich werde jeden Tag eine Stunde früher aufwachen.

Und dann fängst du an zu trainieren. Du fängst an clean zu essen. Du fängst an zu schreiben. Du erhöhst die Zeit die du dem Lesen widmest. Du fängst mit diesem Nebenprojekt an. Du stellst deinen Wecker eine Stunde früher.

Aber die Gewohnheit hält nicht sehr lange an. Die Motivation schwindet und damit auch deine Willenskraft diese Gewohnheit aufzubauen, nach der du dich wirklich sehnst. Also hörst du auf.

Ein paar Wochen oder Monate vergehen, du fühlst dich schuldig, weil du aufgegeben hast, also versuchst du es noch einmal und der Zyklus geht weiter  —  du versuchst eine Gewohnheit zu festigen, du verlierst die Motivation, du hörst auf.

Egal wie sehr du die Veränderung willst, die Gewohnheiten scheinen einfach nicht anzuhaften. Wie oft bist du diesem Prozess schon zum Opfer gefallen?

Der Grund ist einfach: Du bist in der Illusion, dass Gewohnheiten an der bloßen Existenz von Motivation haften bleiben, aber in Wahrheit bleiben sie nur haften wenn du sie in deine Identität überbrückst und ihre Praxis als eine Bestätigung dessen siehst wer du bist.

“Wo du bist ist eine Folge dessen wer du warst, aber wohin du gehst hängt ganz davon ab wer du sein willst.”  —  Hal Elrod

Diese Gewohnheiten müssen wichtig sein und sie können nur wichtig sein wenn du sie beschwörst, damit sie sich in ein Gewebe deiner Identität verwandeln.

Hier ist also der erste Schlüssel um Gewohnheiten zu verankern: Hör auf dich auf die Entwicklung von Gewohnheiten zu konzentrieren die auf dem Ergebnis basieren und konzentriere dich stattdessen auf die Entwicklung von Gewohnheiten die auf der Identität basieren.

Der Traditionelle Weg: Fokus Auf Das Ergebnis

Normalerweise beginnen wir den Prozess des Aufbaus einer neuen Gewohnheit indem wir uns zuerst darauf konzentrieren was wir erreichen wollen [Ergebnis] und dann herausfinden wie [Prozess].

  • Ich will 10 Kilo verlieren [Ergebnis], also werde ich jeden Tag trainieren [Prozess].
  • Ich will Gitarre lernen [Ergebnis], also werde ich anfangen zu üben [Prozess].
  • Ich möchte ein Buch veröffentlichen [Ergebnis], also werde ich abends und an den Wochenenden anfangen zu schreiben [Prozess].
  • Ich will mit dem Rauchen aufhören [Ergebnis], also werde ich mit dem Rauchen aufhören [Prozess].
  • Ich möchte früher aufwachen [Ergebnis], also werde ich meinen Wecker eine Stunde früher stellen [Prozess].

Das ist die typische Outcome-basierte Herangehensweise  —  finde das “Was” und dann das “Wie” heraus.

Aber es gibt noch eine andere, transformative Herangehensweise an Verhaltensänderungen: Konzentriere dich darauf wer du werden willst und finde dann den Rest heraus.

Der Transformative Weg: Fokus Auf Die Identität

Jahrelang habe ich mir immer wieder dieselbe alte Erzählung erzählt: Morgen werde ich schreiben. Und jahrelang tat ich es nicht.

Ich konnte nicht verstehen warum ich nicht in der Lage war eine Gewohnheit des Schreibens aufzubauen. Ich schrieb regelmäßig Tagebuch, aber ich konnte einfach keine konsistente, engagierte Gewohnheit entwickeln öffentlich zu schreiben.

Das war so, bis ich anfing diese goldene Lebensregel zu verstehen: Hinter jedem System von Handlungen steht ein System von Überzeugungen.

“Es ist schwer deine Gewohnheiten zu ändern wenn du niemals die zugrunde liegende Überzeugung änderst die dich zu deinem früheren Verhalten geführt hat. Du hast ein neues Ziel und einen neuen Plan, aber du hast nicht geändert wer du bist”.  —  James Clear

Ich wollte versuchen eine Gewohnheit des Schreibens aufzubauen, aber der Akt des Schreibens an sich war inkongruent mit dem wer ich war oder wie ich mich selbst sah. Und deshalb konnte ich mir die Gewohnheit des Schreibens nicht aneignen  —  es war keine Erweiterung dessen was ich als Person bin.

Wenn es darum geht einen gesunden Lebensstil zu führen habe ich erfolgreich die Gewohnheit des sauberen Essens und der regelmäßigen Bewegung entwickelt, weil ich mich selbst als Sportler sehe. Im jungen Alter habe ich sehr viele Sportarten gemacht und war immer aktiv im freien. Der eigentliche Akt des Sports war eine Erweiterung dessen was ich bin. Es war eine Erweiterung meiner Identität und die tägliche Ausübung des Sports bestätigte sie.

Als Erwachsener ließ ich viele Sportarten hinter mir, behielt aber meine sportliche Identität bei. Und so war ich  —  und bin es immer noch  —  in der Lage mein Interesse und mein Engagement für Fitness über die Jahre hinweg aufrechtzuerhalten.

An manchen Tagen habe ich null Motivation für ein Workout, aber ich tauche immer noch im Fitnessstudio auf, egal wie ich mich fühle. An manchen Tagen betrüge ich und gönne mir zu viele Desserts und Kohlenhydrate, aber ich kehre schnell wieder zu cleanem Essen zurück.

“Wahre Verhaltensänderung ist Identitätswechsel. Du fängst vielleicht aus Motivation eine Gewohnheit an, aber der einzige Grund warum du bei einer bleibst, ist dass sie Teil deiner Identität wird.” — James Clear

Wenn du deine Identität zuerst änderst, hilft dir das Gewohnheiten aufzubauen die hängen bleiben. Du musst dein älteres Selbst ablegen. Du musst das Element das du werden willst, in das integrieren was du heute bist.

  • Das Ziel ist nicht Gewicht zu verlieren, das Ziel ist es sportlich zu werden.
  • Das Ziel ist nicht Gitarre zu lernen, das Ziel ist es Musiker zu werden.
  • Das Ziel ist nicht ein Buch zu veröffentlichen, das Ziel ist ein Schriftsteller zu werden.
  • Das Ziel ist nicht mit dem Rauchen aufzuhören, das Ziel ist es Nichtraucher zu werden.
  • Das Ziel ist nicht früher aufzuwachen, das Ziel ist es ein Morgenmensch zu werden der früh aufsteht.

Durch den Prozess des Werdens baust du eine neue Identität auf, auf die du stolz bist. Es ist eine Identität die bewusst von dir gewählt wurde  —  für dich.

Und wenn dir die Dinge wirklich wichtig sind wirst du dich wirklich dafür einsetzen, dass sie geschehen.

“Je mehr Stolz du auf einen bestimmten Aspekt deiner Identität hast, desto mehr wirst du motiviert sein die damit verbundenen Gewohnheiten beizubehalten.”  —  James Clear

Die Motivation wird nicht mehr die treibende Kraft bei der Gewohnheitsbildung sein  —  sie wird in eine sekundäre Rolle schlüpfen und als Verstärker wirken wenn sie aufgerufen wird. Deine Motivation wird nicht mehr von der Notwendigkeit herführen um des Handelns willen zu handeln, sondern von der Notwendigkeit um des Werdens willen zu handeln.

So bleiben Gewohnheiten haften.

Zwei Fragen Die Dich Dorthin Bringen Werden

Also wie beginnen wir diesen Prozess der Transformation? Hier sind zwei Fragen die du dir stellen solltest bevor du dir Ziele für die Gewohnheiten setzt, die du aufbauen willst.

1. Wer Möchte Ich Sein?

Zuerst solltest du dich entscheiden wer du sein möchtest. Diese Frage konzentriert sich auf die Identität.

Wer möchtest du werden?

Wenn du Schwierigkeiten hast diese Frage zu beantworten, dann nähere dich ihr unter dem Aspekt was für Ergebnisse du erreichen willst. Und dann frage dich welche Art von Person solche Ergebnisse erreichen würde.

  • Wenn du Artikel veröffentlichen oder ein Buch schreiben möchtest [Ergebniss], dann möchtest du Schriftsteller werden [Identität].
  • Wenn du einen Marathon laufen möchtest [Ergebniss], dann möchtest du Läufer werden [Identität].
  • Wenn du abnehmen möchtest [Ergebniss], dann möchtest du sportlich werden [Identität].
  • Wenn du soziale Projekte aufbauen willst die das Potenzial haben das Leben der Menschen positiv zu beeinflussen [Ergebniss], dann willst du ein sozialer Unternehmer werden [Identität].

2. Welches System Von Gewohnheiten Hat Diese Person?

Die zweite Frage konzentriert sich auf den Prozess.

Jetzt, wo du weißt wer du werden willst, musst du ein System entwickeln das es dir ermöglicht diese Person zu werden  —  du machst das indem du die Eigenschaften dieser Person annimmst.

  • Ein Schriftsteller schreibt, also musst du jetzt die Charakteristik des Schreibens in deinen Tagesablauf übernehmen.
  • Ein Läufer läuft, also musst du jetzt ein Laufprogramm in deinen Wochenplan integrieren.
  • Ein aktiver Sportler trainiert, also musst du jetzt körperliches Training in deinen Tagesablauf integrieren.
  • Ein sozialer Unternehmer vernetzt sich und baut Projekte auf. Jetzt willst du eine Stunde am Tag arbeiten um Kontakte zu knüpfen, zu recherchieren, zu testen und deine soziale Initiative aufzubauen.

Und du musst dich diesen Verpflichtungen stellen. Nicht nur, weil du das tun musst, sondern weil du es wirklich willst. Denn gerade der Akt des täglichen Auftauchens  —  der Prozess des Werdens  —  über einen längeren Zeitraum hinweg ist das was sich anhäuft um eine Gewohnheit zu festigen.

Und genau diese Gewohnheit ist für dich von Bedeutung, weil sie bekräftigt wer du bist.

  • Du beginnst den Prozess ein Schriftsteller zu werden indem du jeden Tag eine neue Seite schreibst.
  • Du beginnst den Prozess ein Läufer zu werden indem du mindestens 1 km pro Tag läufst.
  • Du beginnst den Prozess ein athletischer Mensch zu werden indem du dreißig Minuten pro Tag trainierst.
  • Du beginnst den Prozess ein sozialer Unternehmer zu werden indem du jeden Tag neue Kontakte knüpfst.

Mit der Zeit wirst du dich verändern und zu deinen Gewohnheiten werden, aber für den Moment beginnst du einfach mit dem Prozess des Werdens.

“Gewohnheiten sind nicht dazu da etwas zu haben, sie sind dazu da jemand zu werden. Letztendlich sind deine Gewohnheiten wichtig, weil sie dir helfen der Typ Mensch zu werden der du sein möchtest. Sie sind der Kanal durch den du deine tiefsten Überzeugungen über dich selbst entwickelst. Ganz buchstäblich wirst du zu deinen Gewohnheiten”. — James Clear