Ich habe den Anfang meiner Zwanziger damit verbracht dem Glück hinterherzujagen.

Mit 19 begann ich mein Studium und dachte: Wenn ich eine gute Weiterbildung habe, verdiene ich viel Geld und werde glücklich sein.

Mit 20, ein Jahr nachdem ich das Studium abgebrochen hatte, begann ich zu denken: Wenn ich eine Ausbildung beginne, werde ich in einer guten Firma fest angestellt und glücklich sein. 

Mit 23, als meine Stelle nicht übernommen wurde, dachte ich mir: Wenn ich mein eigenes Unternehmen gründe, werde ich glücklich sein.

Heute mit 25, habe ich erkannt, dass ich mir all die Jahre Ziele gesetzt und sie unerbittlich verfolgt habe, weil ich dachte, dass ihr Erreichen mich auf den Pfad des immerwährenden Glücks bringen würde, aber das taten sie nie … Bis ich lernte, dass alles was wir über Glück zu wissen glauben falsch ist.

Die Lüge die man uns verkauft

Wir wurden darauf programmiert zu glauben, dass Glück erreicht wird wenn wir an einem zukünftigen Ziel ankommen. Das ist die Botschaft die wir über die Jahre hinweg erhalten haben.

Coca-Colas globale Marketingkampagne “Open Happiness” assoziiert Konsum mit Glück. Sie verstärkt die Idee, dass Glück etwas ist das man fühlt wenn man eine Dose Cola kauft oder konsumiert. Ebenso ist eine der berühmtesten Zeilen von McDonalds. Ich denke jeder von uns kennt diese Zeilen.

Und in gewisser Weise ist es wahr. Wir fühlen einen Glücksschub, wenn wir ein neues Handy kaufen oder die Beförderung bekommen für die wir so hart gearbeitet haben. Aber nach einer Weile lässt dieser Schub wieder nach — die Wirkung lässt nach und wir kehren zu unserem neutralen Zustand des Glücks zurück.

In der Psychologie wird dies als hedonische Anpassung bezeichnet. Es ist die Theorie, dass Menschen nach positiven (oder negativen) Lebensereignissen immer wieder zu ihrem “Grundniveau” des Glücks zurückkehren.

Die Besessenheit der modernen Gesellschaft von der “Suche” nach Glück hat unser Denken über Glück in eine bedingte “Wenn-dann” Annahme verwandelt.

Wenn ich die Beförderung bekomme, werde ich glücklich sein. Wenn ich 50 Kilo abnehme und in dieses Kleid passe, werde ich glücklich sein. Wenn mein Geschäft einen 6-stelligen Umsatz macht, werde ich glücklich sein. Wenn ich eine neue Freundin finde, werde ich glücklich sein. Wenn ich ein neues Haus kaufe, werde ich glücklich sein.

Aber es gibt zwei große Fehler bei diesem Ansatz zum Glück:

  1. Es pflanzt den unterbewussten Gedanken ein, dass Glück etwas ist das vor uns liegt und der einzige Weg es zu erreichen ist, ihm nachzujagen.
  2. Es assoziiert Glück direkt mit dem Ergebnis eines Resultats. Wenn du ein Ergebnis erreichst, wirst du glücklich sein. Wenn nicht, wirst du unglücklich sein.

Und so sind wir über die Jahre besessen davon geworden, das zu suchen von dem wir glauben, dass es immerwährendes Glück ist — aber in Wirklichkeit ist es ein bedingtes Glück. Wir gehen mit dieser Mentalität durchs Leben: “Wenn ich mein Ziel erreiche, werde ich glücklich sein.”

Den Kreislauf durchbrechen und die Baseline anheben

Wenn du glücklich sein willst, musst du aufhören dem Glück hinterherzujagen.

Du musst erkennen, dass Glück nicht etwas ist das du suchst — es ist etwas das du wirst. Es ist ähnlich wie bei Dankbarkeit und Erfüllung.

Du suchst nicht nach Dankbarkeit, du wirst ein dankbarer Mensch indem du jeden Tag Dankbarkeit übst. Du suchst nicht nach Erfüllung, du wirst zu einem erfüllten Menschen indem du jeden Tag eine Arbeit tust, die dir ein Gefühl der Erfüllung gibt.

Genauso suchst du nicht nach Glück, du wirst ein glücklicher Mensch. Wie das geht? Du erhöhst dein “Grundniveau” des Glücks als Ganzes und trennst es von den Ereignissen des Lebens. Du fängst an, dich als glückliche Person zu sehen, die trotz der Rückschläge, der Misserfolge und des Schmerzes den du im Leben erfährst, immer noch beschließt glücklich zu sein.

Glück ist nicht etwas das du suchst — es ist etwas das du wirst.

Es gibt keine “Bedingung”, nach der man leben muss. Es gibt keinen Bestimmungsort an dem du “ankommen” musst. Es gibt kein “Endziel” das man erreichen muss. Es gibt nur “das Jetzt” und die Wahl glücklich zu sein.

Heute betrachte ich das Glück durch eine ganz andere Linse. Ich sehe es wie der buddhistische Mönch Thích Nhất Hạnh es sieht:

“Es gibt keinen Weg zum Glück, das Glück ist der Weg.”

Das Glück liegt darin, wie ich im Prozess der Arbeit an meinen Zielen wachse und mich ausdehne. Das Glück liegt in der Freude und dem Kampf bei der Arbeit. Glück liegt nicht im materiellen Konsum, sondern darin mit Absichten zu leben und Dinge zu tun, die herausfordernd, sinnvoll und lohnend sind. Glück ist in den Freundschaften, die ich habe und den Beziehungen, die ich wachsen lasse.

Glück liegt in der Offenheit für die Reise von allem was vor uns liegt — trotz des unvermeidlichen Schmerzes, der Verletzlichkeit, der Trauer, der Verwirrung und des Unbehagens, denn das sind Gefühle denen wir nicht entkommen können.

Wir verbringen viel Zeit damit, herauszufinden was uns als nächstes glücklich machen wird, aber nicht annähernd genug Zeit, um das Glück zu genießen, das wir bereits haben. Wenn du glücklich sein willst, musst du aufhören dem Glück hinterherzujagen.


Diese Art des Denkens hat die Art und Weise verändert, wie ich die Welt um mich herum sehe. Es hat mir geholfen den Kreislauf von “wenn ich X erreiche, werde ich glücklich sein” zu durchbrechen.

Ich fühle mich ruhiger, präsenter und zuversichtlicher. Ich hetze nicht mehr, um irgendwo hinzukommen oder suche nach dem nächsten großen Ding.

Stattdessen genieße ich einfach das Wachstum, das durch den Prozess des “Herausfindens” der Dinge im Alltag geschieht.

Ich bin immer noch ein ehrgeiziger Mensch und ich habe viele Ziele, die ich erreichen möchte. Aber ich weiß, dass ich, egal ob ich sie erreiche oder nicht, nicht zulassen werde, dass das Ergebnis mich definiert, denn ich habe gelernt, dass Glück nicht durch das Ergebnis definiert wird — Ziele schon. Und Glück und Ziele sind zwei verschiedene Dinge.

Glück wird durch die Art und Weise definiert wie wir unser Leben leben, denn “Glück ist der Weg” und ich weiß, tief in meinem Inneren bin ich bereits dort.

Das ist der Grund warum ich aufgehört habe dem Glück hinterherzujagen. Ich hoffe du tust das auch.