Es gibt eine Szene in King Arthur: Legend of The Sword, in der die Magierin Bedivere ein prägendes Mitglied des Widerstands anschaut und sagt: “Wenn du willst, dass er groß denkt, gib ihm etwas Großes zum Denken.”

Um Arthur davon zu überzeugen, dass er der rechtmäßige König ist, schickt sie ihn in die Dunkelheit — einen morbiden Wald, der in seinem eigenen Kopf existiert. Dort wird er herausgefordert sich seinen eigenen Dämonen zu stellen, um sich endlich von seinem alten Ich zu befreien und seiner neuen Identität Raum zu geben.

Was als nächstes passiert musst du selbst herausfinden — aber was mich jetzt interessiert ist die Tiefe und Weisheit, die in diesen Worten liegt:

Wenn du groß denken willst, dann gib dir selbst etwas Großes, über das du nachdenken kannst.

Dieser Satz hat mich beeindruckt, weil er mir angesichts der sich abzeichnenden Demotivationswelle, mit der sich die große Mehrheit der menschlichen Bevölkerung gerade konfrontiert sieht, etwas klar gemacht hat:

Es ist nicht der Ozean der Ungewissheit über das was vor dir liegt, der an deinem Willen zerrt, es ist das Fehlen eines sichtbaren Berges, den es zu erklimmen gilt, der dieses Defizit verursacht.

Ähnlich wie Optimismus ist auch das Verfolgen von Zielen essentiell für unseren menschlichen Geist. Ziele motivieren uns. Sie inspirieren uns, uns selbst zu testen und zu sehen wie weit wir gehen können. Sie lösen unseren Wettbewerbsgeist aus, der eine Flamme von Antrieb und Entschlossenheit in uns entzündet.

Tatsächlich haben Edward Locke und Gary Latham, die führenden Experten auf dem Gebiet der Zielsetzungstheorie, durch ihre Forschung gezeigt, dass es der zuverlässigste Weg ist sich selbst zu motivieren, indem wir uns zu etwas drängen von dem wir nicht 100% sicher sind, dass wir es erreichen können.

Das liegt daran, dass herausfordernde Ziele dich dazu bringen, härter zu arbeiten, dich weiterzuentwickeln und die Belohnungen der Selbstverwirklichung zu ernten.

Mit anderen Worten, wenn wir uns einen Berg zum Erklimmen geben — etwas Großes über das wir nachdenken können — haben wir einen Aufstieg, auf den wir uns vorbereiten können, und so werden wir in uns genug Stimulation anspornen, um uns wieder auf die Beine zu bringen.

Das Problem liegt jedoch nicht in den Zielen die wir uns setzen, sondern darin wie wir diese Ziele setzen. Manchmal denken wir viel zu groß und setzen kein flexibles System ein, das uns erlaubt diese Ziele zu erreichen. In einem solchen Fall geben wir ihre Verfolgung schnell auf, denn wie James Clear in Atomic Habits schreibt:

“Du steigst nicht auf das Niveau deiner Ziele; du fällst auf das Niveau deiner Systeme.”

Ein anderes Mal denken wir viel zu klein, ohne eine richtige Vision zu haben, und fokussieren uns so sehr auf die inkrementellen Schritte die vor uns liegen, dass wir unsere Motivation herunterziehen und wieder aufgeben, was wir einst so begeistert erreichen wollten. Das ist genau das was der Wissenschaftler und Innovator George Washington Carver mit seinen Worten andeutet:

“Wo es keine Vision gibt, gibt es auch keine Hoffnung.”

Was wir also brauchen, ist ein Gleichgewicht zu finden.

Wir müssen uns etwas Großes zum Nachdenken geben — eine Herausforderung in Form eines Berges den wir erklimmen können. Und gleichzeitig ein System schaffen das es uns erlaubt, diesen Berg nach und nach, Stein für Stein, abzutragen.

Hier sind drei einfache Schritte die es dir erlauben, das zu tun.

Schritt 1: Gib dir selbst etwas Großes, über das du nachdenken kannst

Gegen Ende des Jahres 2019 befand ich mich in einer Übergangsphase. Ich hatte beschlossen, dass ich mich für das kommende Jahr darauf konzentrieren wollte ein selbstständiger Online Marketer zu werden.

Meine Worte und Wissen zu nutzen, um meine eigenen Lebenserfahrungen zu teilen und Geschichten zu erzählen, die andere zum Wachstum inspirieren würden, war etwas, das ich schon immer tun wollte, aber nie den Mut gefunden hatte mich dazu zu verpflichten.

Also dachte ich groß nach und setzte mir das Ziel, innerhalb von 12 Monaten mindestens 100 Artikel zu veröffentlichen (2 Artikel pro Woche). Das war eine große Herausforderung für einen Anfänger, aber es gab mir auf jeden Fall etwas Großes, über das ich nachdenken konnte: Werde ich es schaffen? Werden die Leute meine Arbeit überhaupt lesen? Werde ich genug Ideen haben, um darüber zu schreiben?

Nichtsdestotrotz habe ich mich meinem Ziel verschrieben und mir selbst etwas Großes gegeben, über das ich nachdenken konnte, und der einfache Akt dies zu tun, entfachte einen unvergleichlichen Antrieb in mir. Ich schrieb und veröffentlichte Woche für Woche. Zwölf Monate später hatte ich über 100+ Artikel veröffentlicht und eine bedeutende Leserschaft, von der ich ein Jahr zuvor nur träumen konnte.

Der erste Schritt in diesem Zielsetzungsprozess ist es, dir selbst etwas Großes zu geben an das du denken kannst — ein größeres Ideal das du verfolgen kannst. Etwas das dich inspiriert und vorwärts treibt. Etwas Kühnes. Etwas das groß genug ist, um dir Angst zu machen und dich zum Staunen zu bringen. Etwas das du ehren könntest, indem du einfach jeden Tag auftauchst und dich anstrengst — etwas das von dir verlangt, deine gesamte kreative Energie und Zeit darauf zu verwenden.

Mit anderen Worten, gib dir selbst einen Berg zum Erklimmen.

Es kann sein ein Buch zu schreiben, ein Unternehmen zu gründen, in ein neues Land zu ziehen, eine bewusste Online-Community zu gründen, dein Coaching-Zertifikat zu erwerben, ein Beziehungscoach zu werden oder vielleicht sogar ein Koch. Was inspiriert dich? Was erregt dich? Was macht dir Angst? Wer würdest du gerne werden? Das sind die großen Fragen, die du dir stellen und über die du tief nachdenken solltest.

Schritt 2: Lege den Grundstein

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gab Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum, der Vizepräsident und Premierminister der Vereinigten Arabischen Emirate, seinem Team etwas Großes zu bedenken: “Ich möchte, dass wir das höchste von Menschenhand geschaffene Bauwerk der Welt bauen.”

Das war eine kühne und inspirierende Vision — sie war klar, prägnant und anspruchsvoll. Am 6. Januar 2004 begannen die Bauarbeiten, und fünf Jahre später, am 1. Oktober 2009, war der Turm des Burj Khalifa endlich fertig.

Natürlich stürzten sie sich nicht gleich in die Bauphase. Zuerst stellten sie ein Team zusammen und erstellten eine Roadmap, um die Grundlagen zu schaffen. Dann testeten sie verschiedene Entwürfe. Schließlich entschieden sie sich für ein Konzept, legten die Aufgaben des Projekts fest und begannen mit der Umsetzung.

Der zweite Schritt in diesem Zielsetzungsprozess besteht darin, genau das zu tun — die Grundlagen zu schaffen, indem du dir diese vier Fragen stellst:

  1. Was ist es, das ich will? Hier geht es darum dir darüber klar zu werden, was du willst. Was ist der Berg vor dem du stehst? Schreibe eine zusammenhängende Aussage darüber auf, was du erreichen willst. “Ich möchte ein zertifizierter Life Coach werden” oder “Ich möchte meinen eigenen Podcast starten”.
  2. Wann fange ich an und bis wann will ich es erreichen? Hier gibt es zwei Faktoren die eine Rolle spielen. (1) Erstens ist es wichtig, Klarheit darüber zu schaffen wann du anfängst, auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Zu oft grübeln wir darüber nach, “wie ich es machen werde”, aber das ist etwas das du verfeinern wirst, wenn du den Prozess beginnst. Wenn es darum geht etwas Neues zu beginnen, ist das Wichtigste einfach anzufangen. (2) Der zweite Punkt den du berücksichtigen solltest, ist die Deadline. Wann wirst du im Idealfall dieses Ziel erreichen? Wenn du keinen vorläufigen Zeitrahmen hast, dann fällst du dem Parkinsonschen Gesetz zum Opfer, das besagt, dass sich die Menge der Arbeit ausdehnt, um die Zeit zu füllen, die für ihre Fertigstellung zur Verfügung steht. Die Idee hier ist wirklich einfach: Zeichne eine Startlinie und eine Ziellinie.
  3. Wie werde ich sie erreichen? Überlege dir alle Dinge die du tun musst, um diese Vision zu verwirklichen. Wenn es dein Ziel ist in sechs Monaten einen Podcast zu launchen, was muss dafür getan werden? Hier ist eine kurze Liste: Viele Podcasts anhören, um die Techniken des Storytellings zu verinnerlichen, sich über die verschiedenen Plattformen informieren die du nutzen kannst, einen Content-Kalender aufstellen, potenzielle Interviewpartner ausfindig machen, etc… Wie willst du diese Aufgaben erledigen? Wie wird dein Prozess oder System aussehen? (Du kannst das GAP Goals Framework verwenden). Wie der Ingenieur und Autor Edwards Deming schrieb: “Wenn du nicht beschreiben kannst was du als Prozess tust, weißt du nicht was du tust.”
  4. Warum ist das wichtig für mich? Die Frage ist hier nicht: “Warum will ich das?” Wenn das der Fall wäre, würdest du sagen “weil es mir wichtig ist”, aber das ist nur eine einfache Flucht. Die Frage lautet: “Warum ist es mir wichtig?”, denn dein großes Ziel wird eine neue Version von dir fordern. Es wird eine Herausforderung sein, die dich dehnen wird. Du wirst viele Widerstände, Ängste und Selbstzweifel erleben und es wird Tage geben, an denen du einfach keine Lust hast dich zu zeigen und die Arbeit zu machen. Warum ist das also wirklich wichtig für dich? Schreibe es auf und erinnere dich jedes Mal daran, wenn dein Engagement ins Wanken gerät.

Diese drei Punkte — das Was, das Wann und das Wie — sind das, was ich die Spannungspunkte des Prozesses nenne. Ähnlich wie die Stahlsäulen, die ein Monument stützen, wenn eine von ihnen schwankt und bricht, ist die gesamte Struktur in Gefahr zusammenzubrechen.

Wenn du dir nicht im Klaren darüber bist was du willst, dann wirst du dich in der Verfolgung dieses Ziels verlieren. Wenn es keine Transparenz über den Zeitrahmen gibt, wirst du kein Gefühl der Dringlichkeit haben. Und wenn du keinen Einblick in den Prozess hast und wie er aussehen wird, dann solltest du auf jeden Fall mehr Zeit damit verbringen, darüber nachzudenken ob dir dieses Ziel wirklich wichtig ist oder nicht.

Schritt 3: Stelle dir diese eine Frage

Was ist die eine Sache, die ich in diesem Moment gerne tun würde?

Eine einfache, aber tiefgründige Frage.

Zu oft fragen wir uns: “Was müsste ich als nächstes tun, um das zu erreichen?” Das ist eine gute Frage, aber sie ist nicht inspirierend, oder? Und das ist genau der Grund warum sie dich nicht zum Handeln zwingt.

Sieh mal, wir alle haben Dinge, die wir tun müssen und Dinge, die wir tun wollen, aber erregt uns der bloße Gedanke sie tun zu müssen? Nein, natürlich nicht! Wir tun sie einfach aus Verpflichtung und Verantwortlichkeit.

Wie wäre es also wenn wir uns die Frage “Was ist die eine Sache, die ich jetzt gerne tun würde” gegen das große Ziel, das uns so viel bedeutet, stellen würden? Würde das nicht den Ball in unser Feld legen? Würde uns das nicht anspornen und motivieren, nicht nur anzufangen, sondern auch weiterzumachen?

Lass es uns aufschlüsseln:

  • “Was ist die eine Sache.” Diese Zeile erinnert dich daran, dass du viele Dinge auf einmal tun kannst, aber du kannst sie nur gut machen, eine nach der anderen. Es drängt dich auch dazu, langsam in kleinen Schritten zu arbeiten, einen Stein nach dem anderen.
  • “Ich würde es gerne tun.” Wenn du von einem Ort der Liebe aus arbeitest, wirst du temperamentvoller. Wenn du spiritueller wirst, schaffst du den mentalen und emotionalen Raum, um an deine Willenskraft und Möglichkeiten zu glauben. Im Wesentlichen wählst du das, was du tun willst, anstatt das, was du tun musst.
  • “Jetzt.” Wenn du mit einer “Jetzt”-Mentalität arbeitest, bringst du dein ganzes Selbst in den gegenwärtigen Moment. Und wir beide wissen, dass alles worüber wir wirklich Kontrolle haben, das Jetzt ist.

Alles zusammenfügen

Vor vielen Jahren schrieb Konfuzius diese Worte:

Der Mann, der den Berg abtrug, war derselbe, der anfing, kleine Steine wegzutragen

Gib dir selbst etwas Großes zum Nachdenken, einen Berg den du erklimmen kannst. Lege den Grundstein für den Aufstieg. Und dann wähle eine Sache, die du am liebsten sofort in Angriff nehmen würdest. Wiederhole diesen letzten Schritt jeden einzelnen Tag.

Aber erinnere dich an diese eine grundlegende Wahrheit:

Beständigkeit ist der Schlüssel zu nachhaltiger, lang anhaltender Veränderung.

Versuche also nicht Berge zu versetzen, sondern schleppe einfach kleine Steine, einen Stein nach dem anderen. Sei nicht der Hase, sei die Schildkröte, denn langsam und stetig gewinnt das Rennen.